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Artikel

Franz Mittermair

Gekürzter Abdruck aus dem Buch
"Neue Helden braucht das Land.
Persönliche Entwicklung und Heilung durch Rituelle Gestaltarbeit"

BoD 2009


In den vielen Jahren, in denen wir Heldenreise-Seminare durchführten, bekamen wir zwar immer wieder die Rückmeldung von Teilnehmern, dass sie sich nach dem Kurs weitaus besser fühlten als vorher. Mir war aber wichtig, in mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen den Effekt der Seminare genauer zu untersuchen und empirisch zu belegen. Die letzte Untersuchung führte ich zusammen mit Dr. Susanne Singer von der Universität Leipzig, Abteilung Sozialmedizin durch. Sie wurde in der Zeitschrift Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, Heft 2008 (2) veröffentlicht. Ich stelle hier die wichtigsten Ergebnisse kurz dar.

Die Untersuchung wurde an 124 Teilnehmern von 11 Seminaren durchgeführt. 57% der Teilnehmer waren 18 bis 40 Jahre alt, 43% älter. 40% waren Männer, 60% Frauen. 60 % waren ledig, 29% verheiratet, 11% geschieden oder verwitwet. 3% hatten Hauptschulabschluss, 21% mittlere Reife, 76% hatten Fachabitur, 54% einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. Die Berufe waren sehr breit verteilt. Die meisten Teilnehmer kamen aus Wirtschafts- und Finanzberufen sowie aus pädagogischen Berufen.

Gemessen wurden mittels mehrerer etablierter, standardisierter Fragebögen der psychische Beschwerdedruck, die Depressivität und das Kohärenzgefühl, womit das gesundheitsfördernde Gefühl gemeint ist, die Welt sei verstehbar, geordnet und handhabbar und die eigenen Bemühungen im Leben seien sinnvoll. Die Fragebögen wurden vor dem Seminar, etwa eine Woche nach dem Kurs und ein Jahr später ausgefüllt und durch ein von uns unabhängiges Institut der Universität Leipzig ausgewertet. Alle in der Folge aufgeführten Ergebnisse waren statistisch hoch signifikant.

Vor dem Seminar hatten die Teilnehmer einen wesentlich höheren Beschwerdedruck (im Durchschnitt 1,18) als die Gesamtbevölkerung (0,41). Nach dem Kurs war der Wert sehr viel geringer (0,70). Nach einem Jahr waren die Werte wieder etwas erhöht (0,83), aber immer noch sehr viel niedriger als der Ausgangswert. Der Besserungseffekt war bei Frauen höher als bei Männern.

Vor dem Seminar waren nach der Allgemeinen Depressivitätsskala 29,6% der Teilnehmer als depressiv einzuschätzen, direkt nach dem Seminar waren es nur noch 12,7% und nach einem Jahr 10,3%. Auch hier war die Verbesserung bei den Frauen höher als bei den Männern. Nach einem Jahr war die Depressivität bei Frauen noch geringer als direkt nach dem Seminar, bei Männern wieder etwas höher.

Das Kohärenzgefühl war vor dem Seminar wesentlich niedriger als das der Gesamtbevölkerung, nach dem Kurs fast gleich. Es blieb auch nach einem Jahr stabil, wobei das Kohärenzgefühl der Frauen noch zugenommen hatte, das der Männer wieder eher abgenommen.

Fazit

Das Heldenreise-Seminar kann und will zwar keine medizinische Heilbehandlung ersetzen, falls eine solche notwendig ist. Ihr Ziel ist vorrangig die persönliche Entwicklung. Sie hat aber erhebliche "gesundheitliche Nebenwirkungen", die in diesem Fall sehr erwünscht sind.

Die Reise des Helden führt durch eine aktuelle oder verschleppte persönliche Krise. Das Heldenreisemotiv setzt am Konflikt an zwischen den Bedürfnissen und Sehnsüchten, verbildlicht im "Helden" und den Hemmungen und Ängsten, verbildlicht im "Dämonen". Dieser Konflikt wird in der Regel gelöst, die Krisensituation kann besser verstanden und in das Selbst- und Weltbild integriert werden, wodurch ein stärkeres Gefühl von Kohärenz entsteht.